Jugend soll nicht unters Messer
"Wir haben viele Jugendliche, die wir mit 16 Jahren operieren, die
unter einer Höckerlangnase leiden und deshalb nicht in die Diskothek
gehen wollen, oder Mädchen, die von der Oma eine ,Reithose' vererbt
bekommen haben, das heißt, sie haben eine Taillengröße von 36 und
Oberschenkel Größe 42", gibt der Lindauer Schönheitschirurg Werner Mang
zu bedenken. "Diese Mädchen haben Beziehungsprobleme, trauen sich nicht
ins Schwimmbad."
Nach seiner Meinung sind politische Verbote
überflüssig. "Die Ärztegesellschaften und Verbände, wie die
Ärztekammern, sind durchaus in der Lage, korrekte Richtlinien zu
erarbeiten und auch durchzusetzen", sagte Mang dem SÜDKURIER. So habe
die Internationale Gesellschaft für ästhetische Medizin klare
Richtlinien herausgegeben: Ohranlegung ab dem fünften Lebensjahr,
Nasenkorrekturen, Kinnkorrekturen und Fettabsaugung ab dem 16. und
Brustkorrekturen ab dem 18. Lebensjahr.
Ähnlich äußerte sich
der Konstanzer Schönheitschirurg Günter Hotz. "Korrekturen wie
abstehende Ohren sollten vor der Einschulung vorgenommen werden, damit
das Kind nicht gehänselt wird", sagte Hotz. Dabei handele es sich um
eine Leistung, die von der Krankenkasse getragen wird. "Verändernde
Eingriffe an Jugendlichen unter 18 Jahren lehne ich dagegen ab", so der
Chirurg. "Wenn ein Jugendlicher etwa wie der Tokio-Hotel Sänger Bill
Kaulitz aussehen will, dann ist das ein Fall für den Psychologen", riet
der Mediziner. Dieser Meinung ist auch die Psychotherapeutin Gerhild
von Müller. "Häufig werden vermeintliche Körperdefekte, wie eine krumme
Nase, zu kleine oder zu große Brüste als die Ursache für persönliche
Probleme angesehen, dass man zum Beispiel keine Freunde oder Partner
findet.
" Nach der Operation merkten sie dann, dass ihr
eigentliches Problem auch durch eine Schönheitsoperation nicht gelöst
ist. "Beziehungs- und Kontaktschwierigkeiten lassen sich eher durch
Psychotherapie überwinden."M. Hufnagel und A. Michel
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