Kontakt zu Stars gibt es nicht durch Tricks von Nina Apin, 06.08.08, 09:20h
Nur scheinbar nah: Für Fans ist es kaum möglich, Stars wie Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz persönlich kennenzulernen. (Bild: dpa/tmn) (Foto: dpa)
Berlin/dpa. Sie machen die beste Musik der Welt, sehen super aus und sind bestimmt total sympathisch. Wenn man sie nur persönlich kennenlernen könnte. Der größte Wunsch echter Fans ist es, ihrer Lieblingsband einmal ganz nah zu kommen.
Dafür sind viele von ihnen bereit, fast alles zu tun: Vor Konzerthallen schlafen, in Hotelzimmer eindringen, sich in den Backstage-Bereich der Bühne schmuggeln. Doch führen diese Methoden wirklich zum Erfolg? Was muss ein Fan tun, um den ersehnten Kontakt zu seinen Stars zu bekommen? Er muss vor allem Geduld haben und sich gut informieren.
Lynn Marzak und Alice Soscak aus Berlin lieben seit drei Jahren die Band Tokio Hotel und ganz besonders deren Sänger Bill Kaulitz. «Um ihm kurz in die Augen schauen zu können, würden wir sogar Würmer essen», sagt Alice. Die beiden 15-jährigen Schülerinnen ließen sich schon allerhand einfallen, um Bill und seine Bandkollegen auf sich aufmerksam zu machen - bisher allerdings ohne Erfolg.
Sie schliefen vor dem Hotel der Band und wurden verjagt, bevor Tokio Hotel eintrafen. Sie bastelten einen 20 Meter langen Fanbrief und brachten ihn zu einem Musiksender. Keine Reaktion. Bei einem Konzert warfen sie sogar ihre Büstenhalter auf die Bühne und schrieben sich «Bill, ich will ein Kind von dir» auf die Brüste. Doch auch das bemerkte außer den umstehenden Fans niemand. Die einzige Ausbeute der beiden Freundinnen: ein handgeschriebenes Autogramm von Bandmitglied Tom. «Wir sind langsam frustriert», sagt Lynn. «Es ist schwer, an die Band heranzukommen. Und mit ihrem Erfolg im Ausland wird es nicht leichter.»
Thorsten Klages kennt die Nöte der Fans. Der 42-Jährige ist bei der Plattenfirma Universal für die Internetauftritte von Tokio Hotel und allen anderen deutschen Bands des Konzerns zuständig. Er organisiert Live-Chats mit Musikern im Internet und verlost Backstage-Besuche und «Meet and Greets», bei denen wenige Glückliche für kurze Zeit mit ihrer bewunderten Band sprechen dürfen. «Bei sehr bekannten Bands können leider nicht alle Fans berücksichtigt werden», sagt Klages. «Schließlich haben die Musiker auch ein Recht darauf, ungehindert ihrer Arbeit und ihrem Privatleben nachgehen zu können.»
Allzu Aufdringliche, die Plattenaufnahmen und geheime Promotion-Termine stürmen, haben daher keine Chance. Der Musikmanager rät Fans, sich in Geduld zu üben und sich gut zu informieren: «Autogramme bekommt man ganz einfach, indem man einen frankierten Rückumschlag an die Plattenfirma der Band schickt.» Fanpost und Geschenke gingen nicht verloren, beruhigt Klages. Sie würden sowohl vom Management als auch von der Plattenfirma gesammelt und an die Band weitergeleitet. Ob die allerdings die Grüße der Fans zur Kenntnis nimmt, hänge von der Masse ab.
Der Musikmanager empfiehlt zudem, die Augen nach allen Richtungen offen zu halten. Auch Musiksender und -Magazine veranstalteten regelmäßig Treffen zwischen Bands und Fans. Und die Mitgliedschaft in einem Fanclub könne ebenfalls hilfreich sein: «Das erhöht die Wahrnehmung.»
Für diesen Weg hat sich Anna Winko aus Sandhausen bei Heidelberg entschieden. Die 23-Jährige ist schon seit zehn Jahren der Berliner Punkrockband Die Ärzte treu. Da sich die erfolgreichen Musiker in der Öffentlichkeit rarmachen, beschloss sie, beim offiziellen Fanclub der Band mitzuarbeiten. «Wir geben ein Magazin heraus, reisen auf Tour mit und arbeiten eng mit dem Bandmanagement zusammen, um die Fans so schnell wie möglich über alles Wissenswerte zu informieren», fasst Winko die Aufgaben des rund 6000 Mitglieder starken Fanclubs zusammen.
Anna hatte irgendwann Glück, und das war für sie ein ganz besonderer Moment: Sie saß in einer Autogrammstunde Bela B., Farin Urlaub und Rodrigo González persönlich gegenüber. «Sie waren noch viel netter, als ich dachte», schwärmt sie.
Solche Sternstunden sind freilich selten, ob man nun Mitglied eines Fanclubs ist oder nicht. Die Tokio-Hotel-Freundinnen Lynn und Alice aus Berlin trösten sich derweil mit Bettwäsche und jeder Menge Poster. So können sie ihren Stars schon einmal probeweise in die Augen schauen, während sie noch auf das große Verlosungsglück warten.
Ein echter Fan sollte in erster Linie am Musiker und nicht an der Privatperson interessiert sein, sagt Anna Winko vom Fanclub der Ärzte. Privatfotos der Musiker und Fragen nach deren Wohnort und Liebesleben sind deshalb ihrer Ansicht nach tabu.
Source mz-web.de
Merci à Christine